Ein Fahrradfahrer trägt einen perfekt sitzenden Helm auf einer landschaftlichen Fahrradtour unter blauem Himmel.
Veröffentlicht am Mai 12, 2025

Ein falsch sitzender oder veralteter Fahrradhelm bietet eine trügerische Sicherheit, die im Ernstfall versagt und das Risiko schwerster Kopfverletzungen drastisch erhöht.

  • Die Schutzwirkung eines Helms hängt direkt von seiner Fähigkeit ab, als biomechanisches System kinetische Energie zu absorbieren, was nur bei perfekter Passform möglich ist.
  • Unsichtbare Materialermüdung durch UV-Strahlung und Schweiß zersetzt die Schutzstruktur von innen, weshalb ein Helm auch ohne Sturz ein Verfallsdatum hat.

Empfehlung: Führen Sie sofort nach dem Lesen dieses Artikels eine vollständige Überprüfung Ihres aktuellen Helms anhand des 2-Finger-Tests und der Inspektions-Checkliste durch.

Das menschliche Gehirn ist eine Meisterleistung der Evolution, aber es ist von bemerkenswerter Zerbrechlichkeit. Geschützt von einer nur wenige Millimeter dicken Schädeldecke, ist es extrem anfällig für die physikalischen Kräfte, die bei einem plötzlichen Aufprall entstehen. Viele Radfahrer betrachten ihren Helm als eine reine Formalität, eine Art passive Schale. Dies ist ein fundamentaler und potenziell fataler Irrtum. Aus neurochirurgischer Sicht ist ein Fahrradhelm kein Accessoire, sondern das wichtigste Stück hochspezialisierter Sicherheitstechnologie, das Sie besitzen. Er ist ein aktives biomechanisches System, das entwickelt wurde, um die kinetische Energie eines Aufpralls zu absorbieren und zu verteilen, bevor sie Ihr Gehirn erreicht und irreversible Schäden verursacht.

Dieser Artikel wird die oft übersehenen, aber kritischen Aspekte der Helmsicherheit beleuchten. Wir werden nicht nur darüber sprechen, dass man einen Helm tragen sollte, sondern warum Millimeter bei der Passform, das unsichtbare Verfallsdatum des Materials und die spezifische Bauart den Unterschied zwischen einem blauen Fleck und einer lebensverändernden Verletzung ausmachen können. Es geht darum, das trügerische Gefühl der Sicherheit abzulegen und zu verstehen, wie Ihr Helm wirklich funktioniert – und wann er es nicht mehr tut. Wir werden die häufigsten Fehler analysieren, die Schutzwirkung zunichtemachen, und Ihnen präzise, umsetzbare Methoden an die Hand geben, um sicherzustellen, dass Ihr Helm seine einzige, lebenswichtige Aufgabe erfüllen kann.

Für alle, die eine schnelle visuelle Anleitung bevorzugen, demonstriert das folgende Video den entscheidenden Test für die richtige Passform, den wir in diesem Artikel detailliert besprechen werden. Es ist eine perfekte Ergänzung zu den wissenschaftlichen Erklärungen, die folgen.

Die folgenden Abschnitte führen Sie systematisch durch die wichtigsten Aspekte der Helmsicherheit. Von der korrekten Anpassung über die Materialkunde bis hin zur Wahl des richtigen Helmtyps erhalten Sie ein fundiertes Verständnis, um Ihre Sicherheit auf dem Fahrrad aktiv zu steuern.

Die 3 häufigsten Helm-Fehler, die Ihre Sicherheit zunichtemachen

Ein Helm kann nur dann schützen, wenn er als integriertes System mit dem Kopf fungiert. Bereits kleine Fehler in der Anwendung unterbrechen diese biomechanische Kette und machen die Schutzwirkung nahezu zunichte. Das Tragen eines Helms allein reicht nicht aus; es ist die korrekte Anwendung, die im Moment des Aufpralls zählt. Daten der Unfallforschung zeigen die dramatischen Unterschiede: Während bei Radfahrern ohne Helm bei Unfällen in 73 % der Fälle Kopfverletzungen auftreten, sind es bei Helmträgern 46 %, wie ein aktueller Bericht der Unfallforschung der Versicherer belegt. Doch selbst diese 46 % könnten durch die Vermeidung simpler Fehler weiter reduziert werden.

Der erste und gravierendste Fehler ist ein zu weit im Nacken sitzender Helm. Dies legt die Stirn frei, eine der verletzlichsten Zonen bei einem Frontalaufprall. Die kinetische Energie wird nicht von der Helmschale abgefangen, sondern trifft direkt auf den Schädel. Der zweite Fehler ist ein zu lockerer Sitz. Der Helm muss fest sitzen, ohne zu drücken. Ist er zu locker, kann er sich beim Aufprall drehen oder verschieben. Anstatt die Energie flächig zu absorbieren, konzentriert sie sich auf einen Punkt oder, schlimmer noch, der Kopf schlägt ungeschützt auf, weil der Helm im entscheidenden Moment nicht an seiner Position ist.

Ein dritter, oft unterschätzter Fehler ist die Anprobe im Geschäft ohne Berücksichtigung der Fahr-Ausrüstung. Eine Radmütze im Winter oder die Bänder einer Sportbrille können die Passform signifikant verändern. Ein Helm, der solo perfekt sitzt, kann mit einer untergezogenen Mütze zu hoch sitzen und seine Schutzfunktion für die Schläfen und die Stirn verlieren. Es ist daher unerlässlich, den Helm unter realistischen Bedingungen zu testen. Wie ein ADAC Fahrradhelm-Experte im ADAC Test 2024 betont:

„Ein nicht richtig angepasster Helm kann die Verletzungsgefahr deutlich erhöhen, da er bei Stürzen nicht optimal schützt.“

– ADAC Fahrradhelm-Experte, ADAC Test 2024

Diese Fehler sind keine Kleinigkeiten. Sie entscheiden darüber, ob die EPS-Schale (expandiertes Polystyrol) ihre Aufgabe der Energieabsorption erfüllen kann oder ob sie zu einem nutzlosen Accessoire wird. Jeder Radfahrer muss diese Grundlagen als Teil seiner persönlichen Sicherheitsroutine verinnerlichen.

Der 2-Finger-Test: So stellen Sie sicher, dass Ihr Helm perfekt und sicher sitzt

Die korrekte Positionierung des Helms ist kein ungefährer Schätzwert, sondern eine präzise Einstellung, die über die zerebrale Schutzwirkung entscheidet. Der sogenannte 2-Finger-Test ist eine einfache, aber extrem effektive Methode, um die beiden kritischsten Aspekte der Passform zu überprüfen: die horizontale Ausrichtung und den Sitz des Kinnriemens. Diese Methode sollte nicht nur beim Kauf, sondern regelmäßig vor jeder Fahrt zur Routine werden, da sich Riemen und Polster mit der Zeit lockern können.

Der erste Schritt betrifft die Höhe des Helms auf der Stirn. Setzen Sie den Helm waagerecht auf Ihren Kopf. Der Abstand zwischen Ihren Augenbrauen und der Helmunterkante sollte nicht mehr als zwei Finger breit sein. Diese Positionierung stellt sicher, dass bei einem frontalen Aufprall die Stirn und der vordere obere Schädelbereich vollständig geschützt sind. Sitzt der Helm höher, ist dieser Bereich exponiert; sitzt er tiefer, kann er die Sicht behindern.

Ein Radfahrer, der den 2-Finger-Test an seinem Fahrradhelm durchführt, um die richtige Passform zu prüfen.

Der zweite Teil des Tests bezieht sich auf den Kinnriemen. Schließen Sie den Gurt und stellen Sie ihn so ein, dass noch maximal zwei Finger zwischen Riemen und Kinn passen. Der Riemen muss eng genug anliegen, um den Helm bei einem Sturz sicher auf dem Kopf zu halten, darf aber nicht die Atmung oder das Schlucken behindern. Die seitlichen Y-Gurte sollten sich direkt unterhalb Ihrer Ohrläppchen treffen. Um den festen Sitz zu verifizieren, bewegen Sie den Kopf ruckartig nach links und rechts und nicken Sie. Der Helm darf sich dabei kaum bewegen.

Abschließend sollten Sie auf Druckstellen achten. Drücken Sie an verschiedenen Stellen fest auf den Helm. Wenn Sie punktuellen Schmerz spüren, ist der Helm nicht für Ihre Kopfform geeignet. Ein Helm muss sich wie eine zweite Haut anfühlen – fest, aber ohne unangenehme Druckpunkte, die auf langen Fahrten zu Kopfschmerzen und Konzentrationsverlust führen können.

Teuer ist nicht immer sicherer: Worauf Sie beim Helmkauf wirklich achten müssen, jenseits des Preises

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass ein höherer Preis automatisch mit höherer Sicherheit gleichzusetzen ist. Dies ist eine gefährliche Annahme. Während teurere Helme oft Vorteile in Aerodynamik, Belüftung oder Gewicht bieten, ist die primäre Schutzfunktion – die Absorption von Aufprallenergie – bei allen zertifizierten Helmen (erkennbar am CE-Zeichen und der Norm EN 1078) auf einem hohen Niveau gewährleistet. Ein umfassender Test des ÖAMTC 2024 hat gezeigt, dass viele günstige Helme in den relevanten Sicherheitstests ebenso gut oder sogar besser abschneiden als Premium-Modelle.

Das absolut entscheidende Kriterium ist die Passform. Ein perfekt passender 50-Euro-Helm schützt um ein Vielfaches besser als ein schlecht sitzender 300-Euro-Helm. Die Kopfformen sind individuell, und jeder Hersteller hat leicht unterschiedliche Leisten. Nehmen Sie sich Zeit im Fachgeschäft, probieren Sie verschiedene Marken und Modelle an und führen Sie den 2-Finger-Test durch. Die beste Technologie ist nutzlos, wenn der Helm nicht exakt zu Ihrem Kopf passt.

Ein weiterer wichtiger Faktor jenseits des Preises sind moderne Sicherheitstechnologien, die sich mit Rotationskräften befassen. Bei einem Sturz kommt es selten zu einem linearen Aufprall. Meist trifft der Kopf schräg auf, was zu gefährlichen Rotationsbewegungen des Gehirns im Schädel führt. Systeme wie MIPS (Multi-directional Impact Protection System) oder neue Ansätze wie das Release Layer System (RLS) erlauben eine leichte Gleitbewegung zwischen Helmschale und Kopf, um diese schädlichen Rotationskräfte zu dämpfen und das Risiko schwerer Gehirnverletzungen zu reduzieren.

Fallstudie: Rotationsdämpfungssysteme

Neue Technologien wie das Release Layer System (RLS) verbessern den Schutz bei Stürzen durch eine effizientere Dämpfung von Rotationskräften. Eine reibungsarme Schicht zwischen den Helmpolstern und der EPS-Innenschale ermöglicht eine relative Bewegung von bis zu sechs Millimetern in jede Richtung. Dies kann besonders bei urbanen Unfällen, bei denen oft schräge Aufprallwinkel vorkommen, die entscheidenden Kräfte reduzieren und so die Schutzwirkung signifikant erhöhen.

Achten Sie also weniger auf den Preis als auf die perfekte Passform, eine gute Belüftung für den Komfort und idealerweise auf ein integriertes System zur Reduzierung von Rotationskräften. Dies sind die wahren Indikatoren für einen Helm, der seine Aufgabe im Ernstfall erfüllt.

Die unsichtbare Gefahr: Warum Ihr Helm auch ohne sichtbare Schäden ein Ablaufdatum hat

Ein Fahrradhelm ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil mit einer begrenzten Lebensdauer. Der Hauptgrund dafür ist die Materialermüdung des expandierten Polystyrols (EPS), dem Schaumstoff, der den Kern des Helms bildet. Dieses Material ist darauf ausgelegt, sich bei einem Aufprall einmalig zu komprimieren und dabei die kinetische Energie zu absorbieren. Nach einem Sturz ist diese Struktur dauerhaft geschädigt und bietet keinen ausreichenden Schutz mehr, selbst wenn äußerlich keine Risse sichtbar sind. Ein Helm muss nach jedem Sturz ausgetauscht werden.

Doch auch ohne Sturz altert das Material. Externe Faktoren wie UV-Strahlung, Schweiß, Körperfett und Temperaturschwankungen greifen die chemische Struktur des EPS-Schaums und der Außenschale an. Sie machen das Material spröde und verringern seine Fähigkeit zur Energieabsorption. Diese Prozesse sind schleichend und mit bloßem Auge oft nicht zu erkennen. Ein fünf Jahre alter Helm, der täglich der Sonne ausgesetzt war, kann im Ernstfall brechen, anstatt die Aufprallenergie wie vorgesehen zu absorbieren.

Aus diesem Grund geben die meisten Hersteller eine empfohlene Nutzungsdauer an. Diese variiert, aber als allgemeine Regel gilt: Ein Fahrradhelm sollte nach drei bis fünf Jahren regelmäßiger Nutzung ausgetauscht werden. Das Herstellungsdatum finden Sie meist auf einem Aufkleber im Inneren des Helms. Diese Empfehlung ist keine Verkaufsstrategie, sondern eine Notwendigkeit, die auf der Physik der Materialalterung basiert. Laut Berufsgenossenschaften und Herstellerrichtlinien 2025 liegt die empfohlene maximale Weiterverwendung von Schutzhelmen, je nach Material und Nutzung, zwischen 4 und 10 Jahren.

Das Ignorieren dieses Verfallsdatums bedeutet, sich wissentlich einem erhöhten Risiko auszusetzen. Sie vertrauen Ihr Leben einem Schutzsystem an, dessen wichtigste Komponente ihre Wirksamkeit altersbedingt verloren hat. Die Investition in einen neuen Helm alle paar Jahre ist eine der geringsten, aber wichtigsten Investitionen in Ihre persönliche Sicherheit.

Rennrad- gegen MTB-Helm: Warum die Form Ihres Helms auf die Sturzart abgestimmt sein sollte

Die Wahl des Helmtyps ist keine Frage der Ästhetik, sondern der spezialisierten Schutzfunktion. Die Sturzszenarien beim Rennradfahren und Mountainbiken unterscheiden sich fundamental, und die Helmdesigns sind darauf optimiert. Die Form des Helms ist eine direkte Antwort auf die wahrscheinlichste Art und Richtung eines Aufpralls in der jeweiligen Disziplin. Die falsche Helmform kann in einem spezifischen Unfallszenario einen suboptimalen Schutz bieten.

Ein Rennradhelm ist auf Aerodynamik, geringes Gewicht und maximale Belüftung ausgelegt. Die typischen Stürze ereignen sich bei hoher Geschwindigkeit auf Asphalt, oft nach vorne oder seitlich. Das Design konzentriert den Schutz daher auf den Frontal- und Seitenbereich, während der Hinterkopf weniger stark bedeckt ist, um Gewicht zu sparen und die Belüftung zu verbessern. Das Fehlen eines Visiers gewährleistet ein uneingeschränktes Sichtfeld in der tiefen, vorgeneigten Fahrposition.

Seitenansicht eines Rennrad- und eines Mountainbike-Helms, die die unterschiedlichen Schutzzonen und Belüftungsöffnungen hervorheben.

Ein Mountainbike-Helm hingegen ist für gänzlich andere Szenarien konzipiert. Stürze im Gelände finden oft bei geringerer Geschwindigkeit, aber in steilem, unebenem Terrain statt. Die Wahrscheinlichkeit eines Aufpralls am Hinterkopf, beispielsweise beim Absteigen über den Lenker an einem steilen Hang, ist deutlich höher. Daher sind MTB-Helme im Nacken- und Schläfenbereich weiter heruntergezogen, um eine erweiterte Schutzabdeckung zu bieten. Das integrierte Visier schützt nicht nur vor Sonne und Regen, sondern auch vor Ästen und kann bei einem Sturz einen ersten Kontakt abwehren, bevor das Gesicht auf den Boden trifft.

Für den Radtourismus, der oft eine Mischung aus befestigten Wegen und leichten Trails darstellt, bieten sich Hybrid- oder All-Mountain-Modelle an. Sie kombinieren eine gute Belüftung mit erweitertem Schutz am Hinterkopf und bieten so einen exzellenten Kompromiss. Die entscheidende Erkenntnis ist, dass die Helmform direkt mit der erwarteten Sturzphysik korreliert. Wählen Sie den Helm, der zu Ihrem primären Einsatzgebiet passt, um die bestmögliche biomechanische Schutzwirkung zu gewährleisten.

Wie Sie Materialermüdung an kritischen Teilen erkennen

Neben dem generellen Austausch nach einem Sturz oder nach Ablauf der empfohlenen Nutzungsdauer ist eine regelmäßige, visuelle und haptische Inspektion des Helms unerlässlich. Bestimmte Komponenten sind anfälliger für Verschleiß und können frühzeitig auf eine nachlassende Schutzfunktion hinweisen. Diese Inspektion sollte mindestens einmal im Monat oder nach jeder besonders anspruchsvollen Tour zur Routine werden. Sie ist Ihre erste Verteidigungslinie gegen den schleichenden Verfall des Materials.

Beginnen Sie mit den Haltegurten. Untersuchen Sie die Ränder auf Ausfransungen, besonders an den Stellen, wo sie durch die Helmschale und die Schnalle geführt werden. Ausgefranste Gurte haben eine geringere Reißfestigkeit. Achten Sie auch auf starke Verfärbungen durch UV-Strahlung und Schweiß. Ein ausgebleichter Gurt ist ein klares Indiz für Materialalterung und Versprödung. Ziehen Sie kräftig an den Gurten, um sicherzustellen, dass sie fest in der Helmschale verankert sind.

Als Nächstes überprüfen Sie die Schnalle und das Verstellsystem. Öffnen und schließen Sie die Schnalle mehrmals. Sie muss satt einrasten und darf sich unter Zug nicht von selbst öffnen. Drehen Sie am Verstellrad des Kopfrings (falls vorhanden). Es sollte präzise und ohne Knirschen oder Durchrutschen funktionieren. Ein defektes Verstellsystem kann dazu führen, dass der Helm im entscheidenden Moment verrutscht. Schließlich inspizieren Sie die Innenpolster. Sind sie stark abgenutzt oder komprimiert? Lassen sie sich noch sicher befestigen? Abgenutzte Polster beeinträchtigen nicht nur den Komfort, sondern auch den festen Sitz des Helms.

Audit-Checkliste: Visuelle und haptische Inspektion Ihres Helms

  1. Gurte und Verankerung: Überprüfen Sie alle Gurtbänder auf Ausfransungen, Risse und Farbverblassung. Ziehen Sie fest an den Verankerungspunkten in der Helmschale.
  2. Schließmechanismus und Verstellsystem: Testen Sie die Kinn-Schnalle auf sicheres Einrasten und festen Halt. Überprüfen Sie das Einstellrad am Hinterkopf auf reibungslose Funktion ohne Durchdrehen.
  3. Helmschalen (Innen & Außen): Untersuchen Sie die äußere Hartschale auf Risse, Dellen oder tiefe Kratzer. Inspizieren Sie die innere EPS-Schaumschale auf Druckstellen oder feine Haarrisse, besonders nach kleinen Stößen.
  4. Innenpolster und Befestigungen: Kontrollieren Sie den Zustand der Polster (stark komprimiert, zerrissen?) und die Funktion ihrer Klettverschlüsse.
  5. Herstellungsdatum prüfen: Suchen Sie den Aufkleber im Helminneren und gleichen Sie das Datum mit der empfohlenen Nutzungsdauer von 3-5 Jahren ab.

Diese einfachen Prüfungen dauern nur wenige Minuten, können aber entscheidend sein. Ein Helm, der bei dieser Inspektion Mängel aufweist, sollte umgehend ersetzt werden. Seine strukturelle Integrität ist nicht mehr gewährleistet.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der perfekte Sitz eines Helms ist wichtiger als sein Preis; der 2-Finger-Test ist eine überlebenswichtige Routine.
  • Ein Helm hat ein Verfallsdatum von 3-5 Jahren, auch ohne Sturz, durch unsichtbare Materialermüdung.
  • Nach JEDEM Sturz muss ein Helm ausgetauscht werden, da die innere Schutzstruktur beschädigt ist.
  • Die Helmform (Rennrad vs. MTB) ist auf spezifische Sturzarten optimiert und sollte zum Fahrstil passen.

Warum ein Fahrradspiegel im Stadtverkehr Leben retten kann

Während der Helm als passives Sicherheitssystem bei einem Unfall schützt, helfen aktive Sicherheitskomponenten, Unfälle von vornherein zu vermeiden. Im dichten und oft unvorhersehbaren Stadtverkehr ist die periphere Wahrnehmung entscheidend. Ein Fahrradspiegel ist hierbei kein Komfort-Accessoire, sondern ein hochwirksames Instrument zur Unfallprävention, das die kognitive Belastung des Fahrers reduziert und kritische Reaktionszeit schenkt.

Der größte Vorteil eines Spiegels ist die Reduzierung des Schulterblicks. Jeder Schulterblick, besonders bei hoher Geschwindigkeit oder in instabilen Fahrsituationen, birgt das Risiko eines kurzen Kontrollverlusts oder des Übersehens eines plötzlichen Hindernisses vor einem. Ein kurzer Blick in den Spiegel liefert dieselbe Information über den rückwärtigen Verkehr, ohne den Fokus von der Fahrbahn abzuwenden. Dies ist besonders vor dem Abbiegen oder bei Spurwechseln in mehrspurigen Straßen von unschätzbarem Wert. Er eliminiert effektiv den toten Winkel und erhöht die Fahrstabilität.

Es gibt verschiedene Befestigungsarten, die mit einem Helm kompatibel sind, darunter Modelle, die direkt am Helmvisier, an der Brille oder klassisch am Lenker montiert werden. Wichtig ist eine stabile und vibrationsarme Montage, um ein klares und verwertbares Bild zu gewährleisten. Die Eingewöhnungszeit ist kurz, aber der Sicherheitsgewinn ist permanent. Ein Spiegel ermöglicht es, das Verhalten von sich nähernden Fahrzeugen früher zu antizipieren und proaktiv zu handeln, anstatt nur reaktiv.

In einer urbanen Umgebung, in der Radfahrer sich die Straße mit Autos, Bussen und Motorrädern teilen, ist das Wissen um das, was hinter einem geschieht, genauso wichtig wie das, was vor einem liegt. Ein Fahrradspiegel erweitert das Situationsbewusstsein signifikant und ist somit eine logische Ergänzung zum Schutzkonzept des Helms. Er hilft, den Ernstfall, in dem der Helm seine Schutzwirkung beweisen muss, überhaupt zu vermeiden.

Die Kombination aus aktiver und passiver Sicherheit führt zu einem ganzheitlichen Schutzkonzept, das es Ihnen ermöglicht, Pannen und Unfälle besser vorherzusehen.

Wie Sie Pannen und Unfälle vorhersehen lernen

Die ultimative Form der Sicherheit ist die Prävention. Ein technisch einwandfreier und perfekt angepasster Helm ist die letzte Verteidigungslinie, aber eine vorausschauende Fahrweise ist die erste. Ein bemerkenswerter, oft übersehener Aspekt ist der psychologische Effekt eines gut sitzenden Helms: Er wird zu einem unbemerkten Teil des Körpers. Ein drückender, rutschender oder schlecht belüfteter Helm hingegen ist eine ständige Ablenkung. Er verursacht Unbehagen, fördert Ermüdung und beeinträchtigt die Konzentration – alles Faktoren, die die Fähigkeit, Gefahren frühzeitig zu erkennen, massiv reduzieren.

Laut einer Umfrage zum Radfahrverhalten 2023 geben 90% der Radfahrer an, dass ein komfortabler Helm zu einem sichereren Fahrverhalten beiträgt. Wenn der Helm nicht stört, können Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf die Straße, den Verkehr und potenzielle Gefahrenquellen richten. Sie lernen, die „Sprache der Straße“ zu lesen: die plötzliche Tür eines parkenden Autos, die Lücke im Verkehr, die ein Autofahrer nutzen könnte, oder die nasse Stelle in einer Kurve. Eine uneingeschränkte periphere Sicht, die durch einen korrekt positionierten Helm gewährleistet wird, ist dabei unerlässlich.

Vorausschauendes Fahren bedeutet, die Aktionen anderer Verkehrsteilnehmer zu antizipieren und stets einen Plan B zu haben. Es bedeutet, die eigene Geschwindigkeit den Bedingungen anzupassen und immer bremsbereit zu sein. Dieses erhöhte Bewusstsein, diese mentale Wachheit, ist der Kern der Unfallvermeidung. Der Helm schützt den Kopf, aber der Kopf schützt den Fahrer. Indem Sie sicherstellen, dass Ihr Helm perfekt sitzt und maximalen Komfort bietet, schaffen Sie die neurologische Voraussetzung für höchste Konzentration und damit für die Fähigkeit, Unfälle vorherzusehen, bevor sie geschehen.

Behandeln Sie Ihren Helm nicht als lästige Pflicht, sondern als das, was er ist: ein lebensrettendes, biomechanisches Instrument. Überprüfen Sie noch heute seinen Sitz, sein Alter und seinen Zustand. Diese wenigen Minuten der Aufmerksamkeit sind eine der wichtigsten Investitionen, die Sie in Ihre Gesundheit und Ihr Leben tätigen können.

Geschrieben von Markus Richter, Markus Richter ist ein erfahrener Radreise-Blogger und Guide, der in den letzten 12 Jahren über 40.000 Kilometer durch ganz Europa geradelt ist und unzählige Mehrtagestouren geplant hat.